Für viele Auftraggeber ist der Einsatz von Dolmetscherinnen und Dolmetschern eine Ausnahmesituation, die viele unbekannte Faktoren in die Veranstaltungsplanung einbringt. Funktioniert das wirklich, gleichzeitig hören und sprechen? Wird wirklich alles genauso wiedergegeben, wie es im Original gesagt wurde? Was ist mit technischen Fachbegriffen? Ist es den zusätzlichen Aufwand und die Kosten auch wert?
In unseren Informationen zur Ausschreibung von Dolmetschleistungen möchten wir einige dieser Fragen aus unserer Sicht beantworten.
Was ist „gutes Dolmetschen“?
Wenn Dolmetschen gut funktioniert, merken Sie nichts davon. Ihre Vortragenden können in einer Sprache sprechen, in der sie sich zu Hause fühlen, und so einen vollwertigen, interessanten Beitrag zu Ihrem Programm leisten. Ihre internationalen Gäste sitzen im Publikum verteilt, lauschen konzentriert dem Vortrag, lachen, wenn ein Witz gemacht wird, und heben bei Abstimmungen rechtzeitig die Hand, um für oder gegen einen Antrag zu stimmen. Und in der Pause unterhalten sie sich angeregt mit den Podiumsgästen, den Vortragenden oder Konferenzteilnehmern über das gerade Gehörte.
Unser Tipp für Auftraggeber: Hören Sie mal rein und überzeugen Sie sich selbst!
Wie entsteht „gutes Dolmetschen“?
Gutes Dolmetschen erfordert gute Vorbereitung. Dazu gehört in erster Linie ein abgeschlossenes Hochschulstudium, in dem das Simultandolmetschen erlernt wird. Noch besseres Dolmetschen entsteht durch jahrelange Übung und Berufserfahrung in verschiedensten Veranstaltungsformaten und Fachgebieten. Gute Vorbereitung bedeutet aber auch eine gezielte Beschäftigung mit dem Thema Ihrer Veranstaltung. Unabhängig davon, ob man schon „zwanzig Jahre Automobil“ gemacht hat. Denn schließlich möchten Sie mit Ihrem Publikum die neuesten Erkenntnisse teilen. Dafür reicht es nicht aus, alle Fachbegriffe auswendig zu kennen. Gutes Dolmetschen erfordert mehr als ein bloßes Wiedergeben von Fachvokabular, es braucht ein tiefes Verständnis der Inhalte.
Unser Tipp für Auftraggeber: Stellen Sie im Vorfeld möglichst viel Hintergrundmaterial zur Verfügung. Dabei ist es weniger wichtig, die ausgefeilte finale Präsentation zu bekommen. Lieber nehmen wir die Entwurfsfassung ein paar Tage vorher und haben genügend Zeit, das Thema gründlich zu recherchieren.
Was ist im Honorar enthalten? Und warum ist das so teuer?
Das Honorar enthält die eingehende inhaltliche und terminologische Vorbereitung auf Ihre Veranstaltung. Denn „leichte“ Themen gibt es nicht. Bei Einsätzen am Berufswohnsitz ist mit dem Honorar auch die Fahrzeit zum Veranstaltungsort und zurück abgegolten. Und selbstverständlich deckt das Honorar die gesamte vereinbarte Arbeitszeit vor Ort sowie etwaige Pausen ab.
Die Höhe des Honorars kalkuliert sich aus der Einsatzdauer und den fachlichen Anforderungen Ihrer Veranstaltung, aber auch aus den „Betriebskosten“ der freiberuflichen Tätigkeit. Dazu gehören wesentlich höhere Beiträge zu Kranken- und Rentenversicherung, da für Freiberufler kein Arbeitgeberanteil eingezahlt wird. Außerdem bilden Dolmetscherinnen und Dolmetscher sich regelmäßig weiter, um für Ihre Veranstaltung das Beste geben zu können. Diese Weiterbildungen zahlen sie nicht nur selbst, sie können in diesen Zeiten auch keine Aufträge annehmen. Auch für Ausfall- oder Krankheitszeiten müssen Freiberufler selbst aufkommen.
Unser Tipp für Auftraggeber: Fragen Sie frühzeitig nach einem Kostenvoranschlag. So können Sie Ihr Budget planen und sicher sein, dass Ihre professionellen Dolmetscherinnen und Dolmetscher für Ihre Veranstaltung verfügbar sind.
Braucht man wirklich immer zwei?
Beim Simultandolmetschen wird grundsätzlich im Team gearbeitet. Ein Team kann aus zwei oder auch drei Personen pro Kabine bestehen, die sich im 20- bis 30-Minutenrhythmus beim Sprechen ablösen. Im Team findet so eine ständige Qualitätskontrolle statt. Außerdem unterstützen die Dolmetscher einander permanent gegenseitig durch Recherche neu auftretender Fachbegriffe und Notieren schnell aufeinanderfolgender Zahlen.
Unser Tipp für Auftraggeber: Sparen Sie Kosten für Reise und Übernachtung, indem Sie ein Dolmetschteam vor Ort anfragen. Das ist nicht nur günstiger, das ist auch nachhaltig.
Braucht man wirklich immer zwei?
Beim Simultandolmetschen wird grundsätzlich im Team gearbeitet. Ein Team kann aus zwei oder auch drei Personen pro Kabine bestehen, die sich im 20- bis 30-Minutenrhythmus beim Sprechen ablösen. Im Team findet so eine ständige Qualitätskontrolle statt. Außerdem unterstützen die Dolmetscher einander permanent gegenseitig durch Recherche neu auftretender Fachbegriffe und Notieren schnell aufeinanderfolgender Zahlen.
Unser Tipp für Auftraggeber: Sparen Sie Kosten für Reise und Übernachtung, indem Sie ein Dolmetschteam vor Ort anfragen. Das ist nicht nur günstiger, das ist auch nachhaltig.
Woher weiß ich, ob die gut sind?
Professionelle Dolmetscherinnen und Dolmetscher haben Referenzen. Das können Arbeitszeugnisse aus Festanstellungen sein, aber auch Empfehlungsschreiben zufriedener Kunden oder Sterne-Bewertungen in Online-Portalen. Auch eine oder sogar mehrere Mitgliedschaften in einschlägigen Berufsverbänden sind ein Zeichen für Qualität. In Deutschland sind das der Verband der Konferenzdolmetscher im BDÜ e.V. sowie der internationale Dolmetscherverband aiic, die für eine Mitgliedschaft strenge Aufnahmekriterien ansetzen. Unter anderem wird Berufserfahrung von mindestens 200 Einsatztagen gefordert.
Unser Tipp für Auftraggeber: Besonders aufschlussreich ist eine Auflistung vergangener Einsätze im selben Fachgebiet. Hier erfahren Sie, natürlich in anonymisierter Form, ob Ihre Dolmetscher bereits bei Symposien, Tagungen und Konferenzen zu Ihrem Thema im Einsatz waren.
Was sind denn „leere Angebote“?
Das ist eine Praxis, die in letzter Zeit immer wieder bei Ausschreibungen vorkommt. Es werden so genannte „leere Angebote“ abgegeben, bei denen noch nicht feststeht, wer letztendlich vor Ort dolmetschen wird. Diese Angebote erscheinen besonders günstig und attraktiv. Erst nach Auftragserteilung werden dann Dolmetscher gesucht, die bereit sind für ein Honorar zu arbeiten, das nicht auskömmlich ist. Oftmals kommen dann Personen zum Einsatz, die ohne abgeschlossenes Hochschulstudium im Fach Dolmetschen mit dem Simultandolmetschen überfordert sind. Auch die spezifische Vorbereitung auf den Einsatz kommt zu kurz.
Unser Tipp für Auftraggeber: Achten Sie bei der Prüfung der Angebote darauf, dass bereits namentlich feststeht, wer für den Auftrag vorgesehen ist. Fragen Sie gegebenenfalls nach. So schützen Sie sich vor einer minderwertigen Leistung, gegen die Sie im Nachhinein nur bedingt Regressansprüche haben.
Und was ist mit Technik?
An vielen und besonders an großen Veranstaltungsorten ist Dolmetschertechnik vorhanden. Sollte allerdings die Haustechnik, die gleichzeitig für die Beleuchtung, die Brandmeldeanlage und die Außenanlagen verantwortlich ist, auch die Dolmetschertechnik betreuen wollen, ist Vorsicht geboten. Denn wenn eine Rückkopplung durch die Lautsprecher kreischt, muss jemand am Platz sein, der sofort eingreifen kann. Dafür gibt es professionelle Anbieter mobiler Konferenztechnik, die an fast allen Orten fast alles möglich machen können. Mit professioneller Technik und glasklarem Ton steht und fällt Ihre Veranstaltung. Nicht nur für die Dolmetscher.
Unser Tipp für Auftraggeber: Bestellen Sie die Technik bei Ihren Dolmetschern und profitieren Sie von deren langjährigen und guten Beziehungen – und Kundenrabatten.
Aber eigentlich macht das doch jetzt alles die KI, oder?
Es gibt bereits eine Reihe von Tools, die künstliche Intelligenz für Untertitelung oder „Live-Übersetzung“ einsetzen. Der Unterschied zum Dolmetschen durch Menschen ist, dass die KI das Gesprochene transkribiert, wortwörtlich übersetzt und dann als Sprachausgabe wiedergibt. Dabei werden Andeutungen, Ironie, Witze und falsch angefangene Sätze genau so übertragen, wie sie von der KI „gehört“ wurden. Einen guten Eindruck davon vermitteln automatisch generierte Untertitel auf den einschlägigen Videoplattformen. Wenn Menschen dolmetschen, hören sie das Gesprochene, verstehen das Gemeinte und übertragen die Botschaft so in die Zielsprache, dass sie denselben Effekt erzeugt, wie die Botschaft in der Originalsprache. Und das muss manchmal mit ganz anderen Worten geschehen.
Wenn die KI etwas nicht verstanden hat, „halluziniert“ sie das statistisch wahrscheinlichste Satzende. Wenn ein Mensch beim Dolmetschen etwas nicht versteht, sitzt ein aufmerksamer Kabinenpartner oder eine Kabinenpartnerin daneben und schreibt ein hilfreiches Stichwort auf. Diese Art der Qualitätskontrolle ist bei KI-Tools nicht möglich.
Unser Tipp für Auftraggeber: Probieren Sie eine Dolmetsch-KI aus. Aber vielleicht nicht bei Ihrer Aktionärshauptversammlung. Sollten Sie KI-Tools nutzen wollen, planen Sie mehrere Probeläufe und ausreichend Zeit zum Trainieren der KI auf Ihre Inhalte und Terminologie ein.